Zum ersten Mal ist es zu einem Streitgespräch zwischen einer AfD-Spitzenpolitikerin und einem evangelischen Kirchenleiter gekommen: Die Bundessprecherin der Partei, Frauke Petry (Leipzig), und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski (Düsseldorf), diskutierten… auf Einladung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Dabei kritisierte Petry die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit scharfen Worten. Wer für die derzeitige Zuwanderung das Gleichnis vom barmherzigen Samariter heranziehe, vergewaltige biblisches Wissen. Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit müssten sich im Rahmen des Asylrechts bewegen, so Petry. Ihr zufolge erlebt Deutschland eine Masseneinwanderung „keineswegs nur von Flüchtlingen, sondern von Migranten aus einer fremden Kultur, die auf der Suche nach einem wirtschaftlich besseren Leben sind“. Petry: „Hier wird Recht gebrochen.“ Es gebe ein Selbstbestimmungsrecht der Völker, und es gelte die Unverletzlichkeit der Grenzen. Beide Rechte würden von der Bundesregierung durch die Massenmigration verletzt. Die EKD weigere sich, dies als Rechtsbruch anzuerkennen, und leiste damit der Rechtsbeugung Vorschub. Zwar schätze sie individuelle Hilfsbereitschaft, so Petry. Dies könne jedoch nicht gleichbedeutend sein mit staatlichem Handeln.
Petry: Illegale Migranten müssen zurückgeführt werden
Illegale Migranten müssten in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden. Dagegen favorisierten die Kirchen eine grenzenlose Integration. Dies zerstöre den sozialen Frieden. Petry: „Der Staat hat sich zuerst um seine Bürger zu kümmern. Er kann sich um illegale Migranten nicht genauso kümmern wie um seine Einwohner.“ Die evangelische Kirche mache christliche Grundsätze beliebig, anstatt sie zu verteidigen. Petry: „Als evangelische Christin bin ich befremdet davon, dass die Kirche mit ihrem Auftrag nicht mehr verantwortungsvoll umgeht. Die Kirche tut so, als wäre das Gedankengut des Islams vereinbar mit dem, was wir in der Kirche leben. Das ist es für mich nicht.“ Ferner kritisierte Petry, dass die Kirche Christen ausgrenze, die der AfD angehören. Dies sei „zutiefst unchristlich“. Die Kirche unterscheide „zwischen Christen erster und zweiter Klasse“.
Präses Rekowski: „Die Positionen der AfD sind Sprengstoff für unsere Gesellschaft“
Petrys Aussagen stießen auf den Widerspruch von Präses Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der EKD ist. Nach seinen Worten betrachtet die AfD die Rechte von Geflüchteten als nachgeordnet hinter deutschen Interessen. In Positionen von AfD-Politikern fänden sich herabsetzende und menschenverachtende Äußerungen über Fremde und Muslime. Die AfD gestehe Muslimen zwar die Ausübung ihrer Religion zu, wolle dieses Recht aber zugleich einschränken. Die Partei gefährde damit den Zusammenhalt der Gesellschaft und spiele Bevölkerungsgruppen gegeneinander aus. Rekowski: „Die Positionen der AfD sind Sprengstoff für unsere Gesellschaft.“ Für Deutschland seien das Völkerrecht und das Asylrecht verpflichtend. Es gebe nicht ansatzweise einen Rechtsbruch. Deutschland habe eine riesige Wirtschaftskraft und werde die Integration von Flüchtlingen schaffen. Allerdings sei dies „kein Selbstläufer, sondern ein Kraftakt“. Rekowski: „Wir müssen über das Wie unserer Hilfe nachdenken und nicht über das Ob.“ Es gehe nicht um abstrakte Zahlen, sondern um konkrete menschliche Schicksale. Man könne stolz darauf sein, dass sich viele Menschen für Flüchtlinge einsetzen. Deutschland brauche ein Zuwanderungsgesetz sowie mehr Dialog. Es gebe viele Muslime, die sich zu Begegnungen einladen lassen. Der Umgang mit dem Fremden sei in der Bibel keine Randfrage, sondern ein tragendes Kriterium. Deshalb lehnten viele Christen die Positionen ab, die die AfD vertritt.
Siehe auch:
praesesblog.ekir.de/von-pluralitaet-und-roten-linien
Bild/ScrSh:
v. l.: Die Bundessprecherin der Partei, Frauke Petry, und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. Foto: Andreas Köhring