Tiefsee-Verschmutzung: Kein Fleck der Erde ist mehr sauber

Auch die entlegensten Orte sind mittlerweile gezeichnet von der alten Industrie. Krebserregende Stoffe sind an die tiefsten Stellen der Meere gelangt, Müll häuft sich an. Wie reagiert das Leben in der ehemaligen Oase Tiefsee? – Die Warnung ist unmissverständlich: Der Bergbau in der Tiefsee rückt schnell näher. So nachzulesen seit wenigen Tagen in einer hochrangigen Publikation von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums Geomar in der Zeitschrift „Nature Geoscience“… Die im Jahr 2001 vergebenen ersten Lizenzen an Bergbaufirmen, lukrative Vorkommen von Mangan- und Kobalt-Eisenerzen im zentralen Pazifik zu erkunden, laufen in Kürze aus. Dann beginnt der Abbau. Zwar dürften künftig die küstennäheren und damit rentableren Areale der rohstoffreichen Festlandsockel stärker ins Visier geraten, aber klar ist: Der Meeresgrund wird für Bergbaufirmen immer interessanter.

Damit gerät einer der größten und zugleich ökonomisch wie ökologisch am wenigsten bekannten Lebensräume weiter auf eine schiefe Bahn. Denn auch wenn wir wenig wissen über die Lebensgemeinschaften der Tiefsee, eines ist inzwischen unübersehbar: Der schmutzige Arm der Wohlstandsgesellschaften hat sie längst erreicht. Ein geradezu dramatisches Zeugnis legen in dieser Woche Untersuchungsergebnisse ab, die eine britische Forschergruppe um Alan Jamieson von der Newcastle University in der Zeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ (doi: 10.1038/s415559-016-0051) vorgelegt hat. In getrockneten kleinen Flohkrebsen, Amphipoden, haben sie nach Stichproben bis in die entlegensten Schichten der pazifischen Tiefseegräben ungewöhnlich hohe Konzentrationen an krebsauslösenden und das Hormonsystem beeinträchtigenden halogenierten organischen Kohlenstoffverbindungen gefunden – sogenannte PCB (Polychlorierte Biphenyle) sowie PDBE (Polybromierte Diphenylether). Längst verbotene „Schmiermittel“ der Altindustrien, Schadstoffe, die in der Umwelt nur extrem langsam abgebaut werden und sich vor allem im Fettgewebe von Tieren – und am Ende auch im Menschen – anreichern können. Selbst Flohkrebse aus 10 250 Meter Tiefe, die noch dazu fast zweitausend Kilometer entfernt von den Industrieagglomerationen Japans eingesammelt wurden, waren damit verseucht. Und zwar in Konzentrationen, die auch den Umweltexperten fast die Sprache verschlägt: Höhere Konzentrationen als in den berüchtigsten Industriebrachen Singapurs und sogar bis zu fünfzigmal so hoch wie in Krabben aus den stark verseuchten Flüssen Chinas…

Den ganzen Artikel HIER finden:

www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/meere/kein-fleck-der-erde-ist-mehr-sauber-14876814.html

 

Bild: Screenshot youtube (sehr sehenswerte Arte-Doku über Gewässer-Verschmutzung durch Plastik) >>
www.youtube.com/watch?v=8X9q8XkXupw

Weitere Video-Doku („Das Meer ist voll Müll“, ZDF info) >> www.youtube.com/watch?v=QqHmDSPzRn8

 

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