10. Mai 1886: Karl Barth geboren

Ob er in seinen Geburtstag im Kreis von ausgewählten Freunden an einem früheren Wirkungsort r(h)eingefeiert hätte? Also vom Neunten auf den Zehnten? Und ob er wohl sinnvollerweise anstelle von jeder Art von persönlichen Geschenken eine Spende für verfolgte Christen erbitten würde? – Am 10. Mai 2017 würde der große evangelische Theologe Karl Barth seinen 131. Geburtstag feiern. Noch kurz vor seinem Tod hat er darauf zurück geblickt, dass er an keinem einzigen seiner Geburtstage schlechtes Wetter erlebt habe – da wo er sich jeweils aufgehalten habe. Karl Barth hat das gigantische mehrbändige Werk „Kirchliche Dogmatik“ erschaffen, federführend an der Barmer Theologischen Erklärung von 1934……gearbeitet, hat gemeinsam mit anderen „Großen“ wichtige Impulse zur Gestaltung und Ermutigung der „Bekennenden Kirche“ in der Zeit des Nationalsozialismus gegeben – und wirkt weit über seine Zeit hinaus.

Ob er wohl „heute“ auch so große Angst vor dem weit gehenden Relevanz-Verlust der großen christlichen Kirchen in Europa hätte? Wie würde sich Karl Barth zu Wort melden? Wie würde er sich einmischen in die Diskussion, wie stark sich denn Theologie und Kirche allgemeinen Trends anpassen darf? Würde Karl Barth ein weichgespültes, möglicherweise bis zur Unkenntlichkeit entstelltes „Wellness-Evangelium“ tolerieren? Welche diakonische Breite würde er zu forcieren versuchen? Welchen Beitrag würde er zur Flüchtlingsdiskussion leisten, zu einem menschlichen Europa, aber auch zum besorgniserregenden politischen „Rechtsruck“? Was würde Karl Barth zur AfD sagen? Vielleicht Änliches wie Andreas Malessa? Wie klänge sein Kommentar auf das Kanzelverbot, das ein (einfacher) ev. Pfarrer einem leitenden Bischofder VELK wegen „österlicher“ Differenzen erteilt hat? Und wie „tolerant“ wäre Karl Barth gegenüber dem Islam (KD IV/3, 107ff)?

Theologie studiert hatte Karl Barth im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Bern, Berlin, Tübingen und Marburg – unter dem dominierenden Einfluss der liberalen Theologie. Von dieser setzte er sich während seiner Zeit als Pfarrer in Safenwil (im schweizerischen Kanton Aargau) mehr und mehr ab und gilt als Begründer der an der Bibel orientierten „Wort-Gottes-Theologie“ (später auch „Dialektische Theologie“ genannt). Er engagierte sich auch sozial und politisch und wurde – während seiner Zeit als Professor in Bonn – zum Gegner der Nationalsozialisten und Mitbegründer der „Bekennenden Kirche“. Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 stammt zum größten Teil aus seiner Feder. Barth setzte sich – von seinem Bonner Lehrstuhl suspendiert und von der Gestapo mit Redeverbot in Deutschland belegt – von der Schweiz aus vor allem für verfolgte Juden ein und befürwortete explizit den bewaffneten Widerstand gegen Hitler.
Nach dem Krieg und bis einem Jahr vor seinem Tod schrieb Barth in Basel an seiner „Kirchlichen Dogmatik“ weiter, die als die am besten ausgearbeitete systematisch-theologische Abhandlung des 20. Jahrhunderts gilt. Karl Barth starb in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1968.


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