Dr. Billy Graham – eine ungewöhnliche Laudatio (& viele Links)

„Wie können Sie es wagen, einen Mann wie Billy Graham zu zitieren?“, so fragte mich im Jahr 1999 jemand im Anschluss an einen Gottesdienst. – „Erzählen Sie mir von ihren Begegnungen mit Pastor Dr. Billy Graham“ – lud ich ihn ein. Wenig überraschend stellte sich heraus: Mein Gesprächspartner hatte den Evangelisten nie selbst predigen hören. Aber er schimpfte wie ein Rohrspatz – einhergehend mit gestaltungskräftig garnierten (Vor-)Urteilen. Und überhaupt: Evangelisation und Bekehrung –  alles sei mitsamt dem Pastor Billy Graham eine Plage für die Menschheit…

Schließlich fand ich Gelegenheit, ihm von meiner eigenen Begegnung mit Pastor Dr. Billy Graham zu erzählen:

Mit einer Studenten-Gruppe war ich in den 90er Jahren zu Gast beim jährlichen „National Prayer Breakfast“ in Washington. Viele hundert Politikerinnen und Politiker aus aller Welt waren da. Auch der damalige amerikanische Präsident – wie es Tradition ist.

Nach seinem Vortrag bat der US-Präsident den Baptistenpastor Dr. Billy Graham ans Rednerpult.

Als sich der anhaltende Applaus beruhigte, startete Billy Graham mit einem Zitat aus dem 2. Korintherbrief:

„Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, auf dass er sei der Herr, wir aber eure Knechte um Jesu willen.“

Und dann ermutigte Billy Graham seine Zuhörerschaft zum ansteckend gesunden Glauben / zu einem Glauben, der im Namen von Jesus hilft, dass diese Welt besser wird.

Bereits nach wenigen Worten war den Anwesenden klar: Wenn Billy Graham redet, dann redet ein Mann Gottes. Einer, der die Bibel und die Zeitung liest. Und einer, der das Leben und die Menschen präzise studiert hat. Aber vor allem einer, der den lebendigen Gott präzise studiert hat. Und der seine geistliche (Voll-)Macht nicht missbraucht.

Das war damals mein persönlicher Eindruck von Billy Graham – und den habe ich auch meinem schimpfenden Gegenüber so weitergegeben.

Irgendwie muss das den Graham-Kritiker neugierig gemacht haben.

Ein paar Jahre später traf ich ihn zufällig wieder. Er hatte sich inzwischen eingehend mit dem Lebenswerk von Billy Graham beschäftigt – und dabei entdeckt: Dieser Pastor möchte nichts anderes, als dem lebendigen Jesus Christus zu dienen und Menschen in seine Nachfolge einzuladen. Dieser Pastor möchte nichts anderes, als dass die Welt im Namen von Jesus besser wird.

Liebe Radio-Hörerinnen und Hörer, meistens lohnt es sich, ein zweites Mal hinzuschaun. Häufig entpuppt sich das erste Urteil als leichtfertiges Vor-Urteil. Und beim näheren Betrachten ist da vielleicht so etwas wie Wertschätzung, Verständigung und Frieden.

Hätten Sie das gedacht?

Beste Wünsche unter Gottes Segen!

Ihr Pfarrer Carsten Heß

2 min 30 sec

04.10.2007

Der Walk of Fame ist ein Gehweg in Los Angeles. Er erstreckt sich über 15 Häuserblöcke zu beiden Seiten des Hollywood Boulevard, von der Gower Street im Osten zur La Brea Avenue im Westen. Hier findet sich auch ein „Stern“ für Billy Graham.


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(aus Zeitgründen sind die folgenden Beiträge momentan nur in Kurzform bzw. Fettdruck bezeichnet):

Zum Schluss sei noch auf einen sehr kritischen Beitrag von Richard Ziegert hingewiesen, für den Billy Graham auch politisch ein rotes Tuch ist. Dr. Richard Ziegert, Theologe und früherer Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter, erweckt aus hiesiger Sicht neben aller sprachlichen Klarheit jedoch zuweilen den Eindruck, als ob er mit „verschwörungstheoretischem“ Gedankengut sympathisieren könnte. Pars pro toto sei hier ein Aufsatz Ziegerts genannt, nämlich: „Wohin entwickelt sich der Protestantismus?“ – erschienen im Pfälzischen Pfarrerblatt (2004); man suche dort mit der Suchfunktion, was er zum Graham-Trust usw. denkt. Vielleicht ist es ja interessant zu wissen, dass es auch solche Positionen gibt. (Vielen DANK an Pfr. Dr. Friedhelm Groth für diesen Hinweis!) Mehr dazu HIER: http://www.pfarrerblatt.de/text_52.htm