Der Gaukler

Der Gaukler – von Duo Camillo

 

  1. Er steht vor dem dunklen Klostertor,

seine Geige in der Hand.

Müde von der Wanderschaft

all die Jahre durch das Land.

Und er träumt von sanfter Ruhe

in dem großen, kühlen Bau.

Doch dann sieht er seine Schuhe

und er erinnert sich genau:

Er war der größte Gaukler

in jedem bunten Saal.

Und da zuckt es, und er denkt sich;

„Noch ein allerletztes Mal!“

 

R.: Und er tanzt und springt,

so wild er kann,

bis es ihm den Atem raubt.

Und wer ihn sieht, fängt zu lachen an,

wenn er sich gen Himmel schraubt.

Ja, er tanzt mit Herz und Seele,

alles, was in ihm erklingt,

bis der Glanz in seinem Herzen

von der Lust am Leben singt.

 

 

  1. Mit vielen Brüdern steht er dann

ganz still im Chorgestühl.

Das ist so fremd und leise,

so ein seltsames Gefühl.

„Die alle sind so nah bei Gott,

nur auf mir liegt ein Bann.

Ich bin die Kutte gar nicht wert,

weil ich nicht beten kann.“

Doch als er abends ganz allein

noch in der Bank ausharrt,

durchzuckt es ihn: „Ich lobe Gott

jetzt mal auf meine Art.“

 

R.: Und er tanzt und springt…

 

  1. Ein Mönch hat heimlich zugesehn,

und sie holen ihn zum Abt.

Der alte Gaukler schämt sich,

denn er fühlt sich ja ertappt.

Er fällt voll Demut auf die Knie:

„Meine Schuld ist fürchterlich.“

Der Pater aber küsst ihn:

„Bitte, bete du für mich!

Wo ich nur leere Worte hab,

da tanzt dein Herz voll Kraft.

Komm, zeig es uns,

wir brauchen alle diese Leidenschaft.

 

R*: Und er tanzt und springt,

so wild er kann,

bis es ihm den Atem raubt.

Und wer ihn sieht, fängt zu loben an,

wenn er sich gen Himmel schraubt.

Ja, er tanzt mit Leib und Seele,

alles, was in ihm erklingt,

bis der Glanz in seinem Herzen

von der Liebe Gottes singt.

 

T.: Vogt; M.: Schultheiss