Haben Sie schon mal einen Kindergarten-Gottesdienst miterlebt? Also einen solchen Gottesdienst…, der vom Kindergarten-Team gemeinsam mit der zuständigen Pfarrperson vorbereitet und im größeren Kreis gefeiert wurde?
Ich erinnere mich noch genau: Wenige Tage vor dem Erntedankfest 1990. Als nebenberuflich angestellter Kirchenmusiker hatte ich solch einen Gottesdienst zum ersten Mal erlebt und begleitet. Titel: „Gott versorgt seine Leute.“ Die Erzieherinnen hatten sich kindgerecht, fantasie- und liebevoll ausgedacht, was das denn für heute alles heißen könnte: „Gott versorgt seine Leute.“ – Und die Kinder der Schmetterlings-, Eichhörnchen-, Laubfrosch- und Eidechsen-Gruppe haben uns Erwachsenen mal ganz locker und authentisch veranschaulicht, dass es sich lohnt, dem Gott der Bibel für diese und jene konkrete „himmlische Versorgung“ DANKE zu sagen und das auch von ganzem Herzen hinauszusingen.
„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über!“ – diesen Satz hat meine im Jahre 1900 geborene Oma immer zitiert, wenn’s darum ging, den Glauben nach außen zu tragen.
Zurückblickend auf meine eigene Kindergartenzeit (1970-1973!) muss ich vor allem an eine Frau aus dem Team des evangelischen Kindergartens denken: die „Raumpflegerin“, damals noch „Putzfrau“ genannt. Die fanden wir alle unübertrefflich klasse. Im „echten“ und unaufdringlichen Dialog mit uns Kindern. Präzise wahrnehmend. Stets „nach vorn“ orientiert. Eine ansteckend gesunde Optimistin. Und wenn einer von uns mal n Problem hatte, dann war meistens genau diese Reinigungskraft in ihrem „kreativen kirchlichen Verkündigungsdienst“ für uns da. Interessanterweise sah man sie oft im Gottesdienst. Vielleicht ging ja von dort eine geheimnisvolle Kraft aus. Wir Kinder haben da nicht drüber nachgedacht. Aber wir haben sie geliebt. Vielleicht weil wir bei ihr so etwas fühlten wie diese legendäre „imitatio Dei“ – Nachahmung Gottes im menschlichen Miteinander. Schon mehr als vier Jahrzehnte wirkt das bei mir nach. Irgendwie ermutigend, oder?
Carsten Heß