Maya-Kalender – Weltuntergang mit Verspätung

Ja, die Welt wird untergehen, sind sich Wissenschaftler einig – allerdings nicht am 21. Dezember 2012, wie es der Maya-Kalender voraussagen soll. Erst in 500 Millionen Jahren wird die Sonne laut Astrophysikern zu heiß für höheres Leben auf der Erde…

»Der Himmel beginnt zu kochen!« – »Die Natur stürzt in die gellende Leere! In zwanzig Sekunden ist das Universum am Ende! Und da, das Licht der Unendlichkeit bricht über uns herein!« – So stellt sich der britische Satire-Autor Douglas Adams (1952-2001) in seiner schrillen Kultroman-Serie »Per Anhalter durch die Galaxis« den Weltuntergang vor, die »größte Show des Universums«.

Folgt man den Warnungen esoterischer Kreise, könnte es auch in der Realität bald spannend werden.

Grund: Um den 21. Dezember 2012 herum soll Außerordentliches passieren – vielleicht eine ungeheuerliche Katastrophe, vielleicht ein Quantensprung des menschlichen Bewusstseins, auf alle Fälle eine Umwertung von allem, was bisher da war. Allerdings spricht in der Esoterik-Szene kaum noch jemand von Weltuntergang, sondern vielmehr von einem bevorstehenden spirituellen Bewusstseinswandel.

Die bekannteste der Voraussagungen im Umfeld des Datums 21. Dezember 2012 ist der Maya-Kalender – neben Prophezeiungen der Hopi-Indianer und Weissagungen des legendären Nostradamus (1503-1566).

An diesem Tag ende abrupt der Langzeitkalender der alten mittelamerikanischen Maya-Kultur, heißt es.

Dies sei zugleich das Ende der menschlichen Zivilisation, wird geraunt. Erster Auslöser für diese Spekulationen war Mitte der 80er Jahre ein Buch mit dem Titel »Der Maya-Faktor«.

Wissenschaftler halten das Ganze schlicht für Hirngespinste.

Der Maya-Kalender endet nicht, sondern springt lediglich in eine neue Epoche um – vergleichbar mit dem Sprung 1999 auf 2000, erklärt der Münsteraner Mediziner und Sachbuch-Autor Thomas Grüter (»Faszination Apokalypse«). Grüter: »Selbst heutige Maya-Indianer haben klargestellt, dass die Prophezeiungen aus ihrer Sicht völliger Blödsinn sind.«

Der Endzeit-Forscher ruft zu Gelassenheit auf. Man sollte das weitgehend ignorieren, sagt Grüter dem Evangelischen Pressedienst (epd). »In den letzten 50 Jahren hat es für fast jedes Jahr eine Untergangsprophezeiung gegeben«, sagt Grüter.

»Natürlich musste man das genauso wenig ernst nehmen wie die Spekulationen rund um den 21. Dezember 2012.«

Seit Jahrzehnten plagen apokalyptische Ängste und Fantasien die westlichen Gesellschaften, auch in Film und Literatur, bilanziert der evangelische Theologe Ulrich H. J. Körtner von der Universität Wien mit Blick auf Katastrophen-Filme wie »2012« von Roland Emmerich.

Der Fortschrittsoptimismus der Moderne werde von einer »Unterströmung apokalyptischen Denkens« begleitet, schreibt Körtner im Magazin »zeitzeichen« (Novemberausgabe). Dies beschränke sich nicht auf Sekten, die immer schon Endzeiterwartungen gehegt haben.

Grüter zufolge gibt es eine »sehr unangenehme Form« des Endzeitglaubens in den USA.

Als Beispiel nennt er eine rund zehn Jahre alte »Newsweek«-Umfrage, der zufolge 45 Prozent der Christen in den USA glauben, dass die Welt in einer Schlacht zwischen Gut und Böse enden werde, dieser Endkampf unmittelbar bevorstehe und die Christen aufgerufen seien, diesen Kampf auf der Seite der Guten zu führen.

Diese apokalyptische Weltsicht sei viel gefährlicher als »alle Untergangsprophezeiungen, die sich auf irgendwelche Mayas oder Hopis berufen«.

Der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski plädiert angesichts von Endzeit-Spekulationen für mehr Optimismus: »Die Menschen sollen zukunftshungrig werden.« Zukunftsorientierung jedoch werde in der öffentlichen Diskussion weitgehend ausgeblendet, kritisierte Opaschowski, der von 1979 bis 2010 wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg war.

Zu den Prophezeiungen rund um den Maya-Kalender sagt der Wissenschaftler: »Ganz schnell vergessen.«

Historikern zufolge treten Endzeiterwartungen immer dann auf, wenn die Zeit und Umwelt als belastend, ja unerträglich erfahren wird. Doch in Europa und weltweit sind Pessimismus und Fatalismus nicht angebracht, meint Opaschowski: »Wir leben nun einmal in unruhigen Zeiten: In einer Ära von Dauerkrisen inmitten von Finanz-, Wirtschafts-, Umwelt- und Gesellschaftskrisen.«

Wann nun geht der Welt wirklich die Luft aus? Aufgrund der zunehmenden Leuchtkraft der Sonne wird die Erde in etwa 500 Millionen Jahren »voraussichtlich zu heiß für höheres Leben sein, und in etwa 1,5 Milliarden Jahren verkochen die Ozeane«, gibt Thomas Grüter neuere Berechnungen von Astrophysikern wieder. Grüter: »Weil die Menschen dann längst ausgestorben sein werden, müssen wir uns darum keine besonderen Sorgen machen.« (epd)