Beim Journalisten Andreas Malessa gibt’s einen Tannenbaum mit kultig kitschigen Accessoires, Jahresrückblicke und ein Überraschungs-Menü…
Am 24.12. um 9.33 Uhr sitze ich im SWR-Studio, werde ins Programm von „DeutschlandRadioKultur“ nach Berlin geschaltet und rezensiere live das Buch „Die Verteidigung des Menschen: Wozu Gott gebraucht wird“ von ZEIT-Redakteur Jan Ross. Meine Frau dekoriert derweil den Weihnachtsbaum mit eher parodistischen, kultig kitschigen Accessoires aus ihrem Cafe.
Mit meiner bis dahin aus Bonn angereisten Mutter (82) gehen wir um 16.30 Uhr zur Christvesper in die Gemeinde, kochen daheim zusammen ein erst jetzt verratenes Überraschungs-Menü, erzählen einander unseren „So fand ich mein Jahr“-Rückblick, schenken uns nix oder holen hervor, was wir uns schon geschenkt haben (für 2013 terminierte Konzertkarten zum Beispiel) und gehen um 23 Uhr mit Freunden in eine Mitternachtsmesse mit gutem Chor.
Am 25.12. ist stiller Pyjama-Tag: Jeder von uns dreien liest neue Bücher, guckt alte Filme oder isst die Reste von gestern. Am 26.12. reist Oma ab, dafür kommen die Töchter mit Freunden. Noch mal vier „Das war mein Jahr“-Erzählrunden, dann lebhafte Diskussionen über Themen der Studenten- und Berufsstarter-Szene, die Gäste kochen (meist Spaghetti oder Pizza…) und ich dekantiere erlesene Rotweine für junge Leute, die auch mit Hugo oder Aperol zufrieden wären…. Am 27.12. morgens fliegen wir zwei in Urlaub.
Verzichten könnte ich auf Leute, die sich orakelhaft- beziehungsphilosophische Gedanken machen über Geldwert und Symbolwert von Geschenken. Die das Schenken zu einer hohen Kunst der Signalgebung hochstilisieren und der gelungenen oder misslungenen Auswahl von simplen Gebrauchsgegenständen wahnsinnig viel Bedeutung beimessen. Das finde ich ungerecht, denn: „Frauen schenken auch jenen das Richtige, die sie nur flüchtig kennen. Männer schenken auch jenen das Falsche, die sie von Herzen lieben.“
Andreas Malessa / jesus.de