Der Künstler und Autor Arno Backhaus mag keine Tannenbäume – aber weihnachtliche Deko. Geschenke gibt es keine, dafür Gäste, gutes Essen und Gesellschaftsspiele…
Am 24.12. helfe ich vormittags meiner Frau bei den letzten Vorbereitungen, kaufe noch ein und sauge ein letztes Mal. Ab Mittag genieße ich die Zeit im Wohnzimmer zu sitzen, zünde mir ein Räuchermännchen an, lege eine schöne, ruhige Klassik- oder Weihnachts-CD auf und lese. Um 15 Uhr gehen wir in unsere Gemeinde (wir sind Älteste), gucken mit anderen Mitarbeitern ob im Gottesdienstraum alles in Ordnung ist und begrüßen die Gäste, die zum Teil schon sehr früh kommen. Um 16 Uhr beginnt unsere Christvesper. Manchmal habe ich die Predigt zu halten, manchmal gehören wir zum Musikteam. In diesem Jahr haben wir frei und keine besonderen Verantwortlichkeiten. Nach dem Gottesdienst verteilen wir an ein paar Leute kleine (!) Geschenke und Grußkarten und gehen dann nach Hause.
Gleich im Anschluss treffen wir uns bei uns zu Hause mit Singles und Alleinerziehenden, die sonst alleine wären, und essen gemeinsam – meistens herrlichste Bratwurst mit Kartoffelsalat. Obwohl wir nie einen Weihnachtsbaum haben, ist unser Wohnzimmer jedes Jahr aufwändig und wunderschön weihnachtlich dekoriert. Die vielen Kerzen in unserem Wohnzimmer verbreiten eine ruhige, warme und wohltuende Atmosphäre, die aber immer wieder durch viel Reden und Lachen aufgelockert wird. Meistens sind wir zwischen 6 und 10 Leuten. Zum Essen und gemeinsamen Austausch nehmen wir uns jede Menge Zeit. Danach räumen wir gemeinsam ab, um anschließend unserem Spieltrieb zu frönen. Bis in den frühen Morgen, manchmal bis nachts um 4 Uhr, spielen wir diverse Kartenspiele, Tabu, Therapie, Scrabble oder andere Gesellschaftsspiele. Weihnachten wird bei uns viel gelacht, gespielt und geredet.
Am zweiten Weihnachtstag lassen wir alles ruhig angehen, schlafen lange, räumen auf und bereiten uns auf den Besuch unserer drei (erwachsenen) Kinder mit Enkel vor. Liebe geht durch den Magen, das trifft auf unsere Familie besonders zu. Zur späten Mittagszeit genießen wir eine Weihnachtsgans (alle Vegetarier mögen uns verzeihen) mit Maronen, Knödeln, Birnen, Salat und Rotkraut. Herrlich, wie das duftet! Beim Mittagessen tauschen wir uns aus, was wir in den letzten Wochen erlebt haben an schönen und schwierigen Situationen und Begegnungen. Anschließend machen wir einen ausgiebigen Spaziergang oder eine kleine Wanderung (so weit die Füße tragen) um danach im Wohnzimmer “rumzuhängen”, um zu spielen, lesen oder zu reden, oder einfach nur vor sich hinzubröseln.
Was ich an Weihnachten nicht mag? Den Weihnachtsbaum – darum haben wir ja auch keinen. Den Fokus auf Geschenke zu legen (wir schenken uns nichts zu Weihnachten)! Wenn Dekoration, Plätzchen backen, aufräumen, Karten schreiben, Geschenke schenken zur Formsache wird (… das macht man halt so) und zur Hektik ausartet. Gewohnheiten die mal gepasst haben, aber jetzt nicht mehr dran sind.
Arno Backhaus / jesus.de