So ein falscher Fünfziger. Scheinheilig bittet der jüdische König Herodes die weisen Astrophysiker um Hilfe: Sobald ihr das (Jesus)-Kind gefunden habt, „so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete“ (Matthäus-Evangelium Kapitel 2). Von wegen „anbeten“ – er wollte das Kind töten. Weil er ein Machtmensch war. Jemand, über dessen Charakter der römische Philosoph Ambrosius Macrobius kundtat: „Bei Herodes ist es besser, sein Schwein zu sein als sein Sohn“. Denn Herodes machte selbst vor Exekutionen in seinem engsten Umfeld nicht Halt.
Auch durch die Sache mit Jesus fühlte er sich in seinen Persönlichkeitsstrukturen gestört. Aber anstatt an sich zu arbeiten, setzte er gemeinsam mit seinen Helfershelfern auf Zerstörung. Getarnt mit dem Mäntelchen der frommen Aufrichtigkeit versuchte er, die weisen Männer für seine niederen Zwecke zu gewinnen. Gott sei Dank waren die Gelehrten weise genug, um diesen erbärmlichen Allmachtsfantasien nicht auf den Leim zu gehen. Die Bibel erzählt, dass Gott ihnen im Traum die Sinne dafür schärfte, „nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land“…
Die wahren Weisen dieser Welt lassen sich also nicht instrumentalisieren, sondern bleiben souverän. Setzen sich für Menschenrechte und Deeskalation von Konflikten ein. Schauen hinter das Vorfindliche und dienen dem Frieden. In Zeiten von rechter Gewalt und friedensgefährdenden Tricksereien unaufrichtigster Art empfiehlt die Weihnachtsgeschichte, manche Friedensstörer einfach gar nicht ernst zu nehmen.
Eine weise Frau hat uns im Rahmen unserer zweiten Ausbildungsphase im letzten Jahrtausend folgenden Rat mit auf den Weg gegeben: „Gott hat uns zwei gesunde Ohren gegeben: Hier rein, dort wieder raus – und zwar ganz schnell.“ Irgendwie faszinierend – und ganz nebenbei auch friedensfördernd – solche weihnachtlich-weisheitliche Gelassenheit…
Carsten Heß