Die Zahl der Austritte aus den evangelischen Landeskirchen hat einen neuen Höchststand seit 1995 erreicht. Das geht aus der neuen EKD-Statistik hervor, die in Hannover veröffentlicht wurde. 270.003 Protestanten verließen demnach 2014 ihre Kirche. Das waren 52,9 Prozent mehr als im Jahr davor. Als Hauptursache für den Aderlass nennen die Kirchen den neu geregelten Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge. Seit dem 1. Januar 2015 behalten Geldinstitute und Versicherungen diese Beträge automatisch ein. Die Ankündigung des Verfahrens hatte 2014 erhebliche Irritationen ausgelöst und die Kirchenaustritte stark ansteigen lassen. Selbstkritisch räumten die Kirchen ein, dass sie die neue Regelung nicht ausreichend kommuniziert hätten. Die höchsten Austrittsquoten… haben die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) mit jeweils 1,7 Prozent der Mitglieder sowie die evangelischen Kirchen in Bremen und Mitteldeutschland (jeweils 1,6 Prozent). Die prozentual wenigsten Austritte verzeichneten die Evangelisch-reformierte Kirche (0,6 Prozent) sowie die Landeskirchen in Kurhessen-Waldeck, Lippe, Westfalen (jeweils 0,8 Prozent) und Schaumburg-Lippe (0,9 Prozent). Die Zahl der Kircheneintritte innerhalb der EKD ging 2014 deutlich zurück: Sie sank um 11,9 Prozent auf 44.151.
In einem Jahr über 410.000 Mitglieder weniger
Zum Jahresende 2014 hatten die Landeskirchen 22,6 Millionen Mitglieder und damit über 410.000 weniger als im Vorjahr. Damit lag der Verlust deutlich höher als etwa die Einwohnerzahl einer Großstadt wie Bochum (362.000). Nach der Statistik gibt es kein Bundesland mehr, in dem über die Hälfte der Bevölkerung einer Landeskirche angehört. In Schleswig-Holstein sank der Anteil der Evangelischen auf 49,2 Prozent; 2013 betrug er noch 50,4 Prozent. Das Bundesland mit dem geringsten Anteil evangelischer Kirchenmitglieder ist Sachsen-Anhalt, das Stammland der Reformation (13,1 Prozent).
Sachsen legt beim Kirchgang deutlich zu – Württemberg verliert
Konstant blieb der Gottesdienstbesuch mit durchschnittlich 3,5 Prozent der Mitglieder. Spitzenreiter ist die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens. Dort gingen 2014 sonntags 7,5 Prozent der rund 728.000 Mitglieder in die Kirche (2013: 6,5 Prozent). Die stärksten Zuwächse verzeichneten daneben die beiden kleinsten Landeskirchen: Anhalt (4,7 Prozent/plus 0,7) und Schaumburg-Lippe (3,8 Prozent/plus 0,6). Dagegen ging der Anteil der Gottesdienstbesucher in Württemberg von 5,2 auf 4,9 Prozent zurück. Die dortige Landeskirche belegt damit aber weiter Platz zwei. „Schlusslichter“ beim Kirchgang sind die Nordkirche und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg (jeweils 2,4 Prozent). Bei den Amtshandlungen in den EKD-Mitgliedskirchen war die Entwicklung unterschiedlich. Während die Zahl der Taufen (177.773) um 2,6 Prozent und die der Beerdigungen (270.273) um sechs Prozent schrumpfte, gab es bei den Trauungen einen leichten Zuwachs auf 45.508 (plus 0,6 Prozent). epd/idea 03.02.2016