Am kommenden Mittwoch (31. Januar 2018) steht der Vollmond über Deutschland – wegen seiner besonders erdnahen Position sogar als „Supermond“, da er ein bisschen größer wirkt als sonst. Und das bereits zum zweiten Mal in diesem Monat. Bereits am 2. Januar zeigte sich der Mond in seiner vollen Schönheit. Der zweite Vollmond in einem Monat firmiert unter dem Begriff „Blue Moon“. Weil so ein Ereignis nur selten vorkommt, gibt es im englischen Sprachgebrauch die Wendung „once in a blue moon“, was man wohl am besten mit „alle Jubeljahre einmal“ übersetzt. 2018 erscheint dieses Phänomen…
sogar gleich zwei Mal.
Der Mond gibt den Takt für die Zeitrechnung vor
Die Worte „Mond“ und „Monat“ hören sich nicht nur zufällig ähnlich an. Der Mond gibt mit seinem 29,5-Tage-Zyklus den Takt für die Zeitrechnung vor. Zwölf Mondzyklen im Jahr dauern zusammen 354 Tage. Da das Jahr aber 365 Tage hat, sind noch elf Tage übrig, die vor allem über längere Monate mit 30 oder 31 Tagen ausgeglichen werden. Dieser Ausgleich sorgt dafür, dass der Januar immer im Winter liegt und der August immer im Sommer – andernfalls käme es zu verwirrenden Verschiebungen.
In früheren Jahrhunderten war es üblich, die drei Vollmonde einer Jahreszeit klar zu bezeichnen: etwa Frühsommermond, Mittsommermond, Spätsommermond. Kam es innerhalb einer Jahreszeit zu einem vierten Vollmond, erhielt der dritte Vollmond bei den Farmern in den USA den Namen „Blue Moon“. Die Definition war eindeutig und half, den anderen Vollmonden ihr Etikett zu belassen. Historisch gesehen kommt es beim „Blue Moon“ also nicht auf die Zahl der Vollmonde in einem Monat an, sondern in einem Quartal.
Diese Unterscheidung hat sich dann aber verwischt, was vermutlich durch ein Missverständnis ausgelöst wurde. Der US-amerikanische Amateurastronom James Hugh Pruett hatte die Definition falsch interpretiert und 1946 in einem Artikel für die Zeitschrift „Sky & Telescope“ den „Blue Moon“ irrtümlich als den zweiten Vollmond in einem Kalendermonat bezeichnet.
Warum dem Vollmond das Etikett blau angeheftet wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es könnte auf ein antiklerikales Gedicht aus dem 16. Jahrhundert zurückgehen oder auf die mittelalterliche Wortbedeutung „Betrug“ statt „blau“. Ein „betrügerischer“ Vollmond verkündigte das Ende der vorösterlichen Fastenzeit, obwohl diese laut Kirchenkalender noch gar nicht vorüber war – die Leute mussten sich dann vier weitere Wochen enthalten.
In bläulicher Farbe zu sehen ist der Mond jedenfalls so gut wie nie. Lediglich bei großflächigen Waldbränden oder Vulkanausbrüchen verändert sich die Atmosphäre so, dass andere Farbanteile des Mondes herausgefiltert werden und ein bläulicher Schimmer übrigbleibt. Aber das ist sehr selten.
Es gibt übrigens auch Zeiten, in denen ein Monat keinen einzigen Vollmond sieht. Dabei kann es sich natürlich nur um den 28-tägigen Februar handeln, weil der kürzer als der Mondzyklus ist. Der nächste vollmondlose Februar steht uns jetzt bevor – und schon am 31. März ist dann zum zweiten Mal ein „Blue Moon“ zu sehen.
Von Marcus Mockler | 26. Januar 2018 | UK