Der Kölner Privatsender RTL nimmt nicht nur zum TV-Publikum, sondern nun auch zu Toten Kontakt auf. „Das Medium“ soll am 31. Oktober 2010 um 19:05 Uhr in einer Pilotfolge eine Verbindung zu gestorbenen Verwandten herstellen – unter anderem zu dem Politiker Uwe Barschel. Nach Angaben einer RTL-Sprecherin sei es dem „Medium“ Kim-Anne Jannes gelungen, Kontakt mit dem CDU-Politiker Uwe Barschel aufzunehmen, der in der Nacht zum 11. Oktober 1987… in einem Genfer Hotel unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Seine Witwe Freya Barschel habe ihrem Mann auch Fragen stellen können, auf die er Antworten gegeben habe. An Journalisten ging vorab bereits eine DVD zu der Sendung heraus – der entscheidende Teil, die Kontaktaufnahme, wurde jedoch erst einmal weggeschnitten.
„Ich bin von der Frau begeistert“, zitierten die „Lübecker Nachrichten“ in ihrer Donnerstagausgabe die Barschel-Witwe. „Sie ist hervorragend. Mein verstorbener Mann ist bereit gewesen, mit uns zu sprechen“, sagte sie. Allerdings, schränkte die Witwe ein, habe das „Medium“ so viel geredet, dass sie selbst leider nicht dazu gekommen sei, all das zu fragen, was ihr auf dem Herzen liege. Nach RTL-Angaben habe Jannes von dem Fall zuvor keine Informationen erhalten, außer dem Vornamen des Toten.
„Pure Volksverdummung“
Konkrete Inhalte der Sendung dürfe sie vorab nicht verraten, dazu sei sie von RTL verpflichtet worden, ergänzte Freya Barschel im Gespräch mit den „Lübecker Nachrichten“. Ein von derselben Zeitung befragter Medienexperte kommt zu dem Schluss: „Das ist pure Volksverdummung. Schade, dass Frau Barschel bei solch einem Blödsinn mitmacht“, sagte der Hamburger TV-Kritiker und Grimme-Preisträger Holger Kreymeier über die RTL-Sendung. „Das Fernsehen wird immer bekloppter.“
„Medium“ Jannes ist im Fernsehen keine Unbekannte. Im Jahr 2003 strahlte RTL die Sendung „Gespür für Mord – Hellseher ermitteln“ aus. Darin nahmen Jannes und ein Kollege angeblich Kontakt mit einem Mordopfer auf. Sie war bei Jürgen Fliege zu Gast und bei „Galileo Mystery“ auf ProSieben. Ihre Fähigkeit habe sie von der Ur-Oma mütterlicherseits geerbt, berichtete die zweifache Mutter in einem Interview mit RTL. Der Sender teilte mit, dass aus der Sendung „das Medium“ eine Reihe werden soll – vorausgesetzt die Quoten stimmen.
Das Geschäft mit dem Übernatürlichen betrieb bereits 2008 und 2009 ProSieben. In „The Next Uri Geller“ suchte der Sender einen Nachwuchsmagier nach Vorbild des durch scheinbar übersinnliches Löffelverbiegen bekannt gewordenen Geller. In einer Samstagabend-Show sollte der 70er-Jahre-Star selbst versuchen, Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen. Eine Neuauflage von „The Next Uri Geller“ wird es wohl nicht geben. Die Einschaltquoten waren zu schwach.
Q: pro/dpa