Piusbruderschaft: Neuer Affront gegen den Papst

williamson(FOCUS-onl. 05.02.2009) – Der Vatikan ist bemüht, die Wogen zu glätten. Doch ausgerechnet die Organisation, die den Ärger entfachte, geht jetzt erneut auf Konfrontationskurs. Die Piusbruderschaft will offenbar neue Weihen vornehmen. Für Ende Juni sei bereits der nächste Termin von Priesterweihen angesetzt, obwohl solche Weihen den vier abtrünnigen Bischöfen der Bruderschaft verboten seien, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitagausgabe). Am vergangenen Sonntag – und damit nach Aufhebung seiner Exkommunikation durch den Papst – habe der Obere der Bruderschaft……, der Schweizer Bischof Bernherd Fellay, angehenden Geistlichen bereits so genannte niedere Weihen gespendet. Fellay sei wie die anderen drei Bischöfe der Pius-Bruderschaft, gegen die die Exkommunikation zurückgenommen wurde, weiterhin suspendiert. Der Vatikan habe mehrfach darauf hingewiesen, dass es ihnen untersagt sei, liturgische Handlungen vorzunehmen oder Sakramente zu spenden, schreibt das Blatt.

„Bewusster Ungehorsam“

Der Trierer Kirchenrechtler Peter Krämer wertete eine solche Weihe als Zeichen dafür, dass die abtrünnigen Bischöfe nicht gewillt seien, sich der Disziplin der katholischen Kirche zu unterwerfen. Insbesondere die geplante Priesterweihe sei ein Akt „bewussten Ungehorsams gegen die Autorität des Papstes“.

Für neuen Wirbel sorgte auch der Distriktoberer der Piusbruderschaft in Deutschland, Pater Franz Schmidberger, der den islamischen Propheten Mohammed mit einem Kinderschänder verglich. Mohammed habe „mit einem Mädchen geschlechtlichen Umgang gepflegt, mit acht oder neun Jahren“, sagte Schmidberger. „Das bezeichnet man nach der heutigen Terminologie tatsächlich als Kinderschänder“.

Über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Schmidberger, sie „versteht das nicht“ und fügte an: „Sie ist ja auch nicht katholisch, und eigentlich ist das nicht ihre Angelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten der Kirche einzumischen“. Schmidberger wandte sich auch gegen den Dialog mit dem Judentum.

Die Deutsche Bischofskonferenz rechnet mit einem Bruch der Kirche mit der erzkonservativen Priesterbruderschaft Pius X., deren Einlenken sei nicht zu erwarten, hieß es. Auch die geforderte öffentliche Reaktion des Holocaust-Leugner Richard Williamsons lag bis Donnerstagabend nicht vor.

Kanzlerin Merkel schlug indes versöhnliche Töne in Richtung Vatikan an: Sie zeigte sich mit der Reaktion von Papst Benedikt XVI. auf die Kritik in der Affäre um den Holocaust-Leugner Williamson zufrieden. Die Aufforderung des Vatikans zum Widerruf der Thesen des Traditionalisten-Bischofs sei ein „wichtiges und gutes Signal“.