Maya-Kalender: Ist das Ende wirklich nahe?

Ist das Ende tatsächlich nahe? Jeder zehnte Erdenbürger glaubt einer Umfrage des internationalen Marktforschungsinstituts Ispos, dass die Welt am 21. Dezember untergeht. Esoteriker und Verschwörungstheoretiker berufen sich auf einen Kalender der Maya-Indianer in Mittelamerika. Doch dieser sagt gar nicht das Ende voraus, sondern… den Übergang in eine neue Zeit. Christen sind zwar überzeugt, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, doch den Zeitpunkt weiß der Bibel zufolge niemand außer Gott selbst. Trotzdem treiben die Spekulationen um den Maya-Kalender die seltsamsten Blüten. So hat der Chinese Lu Zhenghai umgerechnet mehr als 122.000 Euro investiert, um eine Art „Arche Noah“ zu bauen, die ihn und seine Familie vor dem Untergang retten soll. Noch mehr, nämlich 180.000 Euro, gab sein Landsmann Yang Zongfu aus. Er baut gelbe Kugelgehäuse, die drei Personen zwei Wochen lang vor Feuer und Strahlung schützen soll. Ein anderer Chinese, Liu Qiyuan, konstruiert ebenfalls Rettungskugeln aus Fiberglas und Stahl, die bis zu 14 Personen aufnehmen können.

US-Regierung: Die Welt geht dieses Jahr nicht unter

Aber nicht nur in China grassiert die Endzeitangst, sondern etwa auch in den Vereinigten Staaten. Weil sie mit E-Mails ängstlicher Bürger überhäuft werden, geben die Weltraumbehörde NASA und die US-Regierung Entwarnung. „Die Welt wird nicht am 21. Dezember oder irgendeinem anderen Datum im Jahr 2012 zu Ende gehen“, versichert die Regierung. Es könne auch keine Rede davon sein, dass ein Komet oder Planet unvorhergesehen mit der Erde kollidiere. Der Astronom des Vatikans, José Funes, hat ebenfalls jeglichen Spekulationen über einen Weltuntergang am 21. Dezember eine Abfuhr erteilt.

Angebliche Zufluchtsorte ausgebucht

Gleichwohl strömen zahlreiche Menschen an Zufluchtsorte wie etwa den Berg Bugarach in Südfrankreich nahe der Pyrenäen. Dort soll es eine Startbahn für Außerirdische geben, die eine begrenzte Zahl von Erdenbürger mitnehmen können. Wegen des erwarteten Ansturms will der Bürgermeister des 180 Einwohner zählenden Dorfs, Jean-Pierre Delord, den Zugang zum Berg sperren lassen. Auch in dem türkischen Dorf Sirince bei Izmir mit 600 Einwohnern sind alle 400 Hotelbetten ausgebucht. Laut Esoterikern ist in dem Ort eine besondere Bündelung positiver Energien festzustellen. Angeblich soll dort die Jungfrau Maria in den Himmel aufgestiegen sein. Die türkische Religionsbehörde Diyanet mahnt, „solchen bedeutungslosen, gefälschten und irrgläubigen Weltuntergangszenarien“ keine Bedeutung beizumessen. Gleichwohl will das Internet-Reiseportal Skyscanner bei Buchungen von Einweg-Flügen mit Ziel Sirince einen Anstieg um 30 Prozent und bei Bugarach um 41 Prozent festgestellt haben. Im westafrikanischen Ghana wirbt der selbsternannte Prophet Peter Anamoah für ein Bergdorf etwa 800 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra als Zufluchtsort.

Flirten bis zum Untergang

Viele Menschen, die nicht an das nahe Ende glauben, machen sich einen Jux daraus. So finden in Hamburg Weltuntergangspartys statt. Das Internet-Partnerportal FriedScout24 berichtet, dass sich Deutschlands Ledige nicht vom Flirten abhalten lassen. Einer Umfrage unter den 1.477 Mitgliedern des Portals zufolge würden 90 Prozent die letzten 24 Stunden am liebsten mit einer brandneuen Liebe verbringen. Für alle, die an den Weltuntergang glauben, hat der chilenische katholische Bischof Bernardo Bastres Florence (Punta Arenas) einen Vorschlag: Sie sollten ihre Güter der Kirche hinterlassen.

Was steckt hinter der Aufregung?

Doch was steckt hinter der Aufregung? Wie der Ethnologe Lars Frühsorge (Hamburg) im Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) schreibt, prophezeie der Maya-Kalender gar keinen Weltuntergang. In der Blütezeit ihrer Kultur von etwa 250 bis 900 nach Christus entwickelten die Maya eine Reihe von Kalendern ihrer Gottheiten. In der sogenannten „Langen Zählung“ entspricht der 21. Dezember 2012 dem Beginn einer neuen Periode (in der Zählung der Maya: 13.0.0.0.0). Dieses Datum bezeichne zugleich den Tag aus einer früheren Zeitrechnung, an dem die Welt erschaffen worden sein soll. Laut Frühsorge vermischen viele heutige Bücher und Filme Maya-Vorstellungen mit Bibelpassagen, fernöstlichen Lehren, Nostradamus und Verschwörungstheorien.

Die Bibel nennt „weder Tag noch Stunde“

In der Bibel spricht Jesus Christus wiederholt vom Ende der Welt. Als Zeichen der Endzeit nennt er Kriege und Kriegsgerüchte, Hungersnöte und Erdbeben, Christenverfolgung und das Auftreten von falschen Propheten (Matthäus 24). Zugleich warnt er davor, sich auf ein Datum festzulegen: „Von dem Tag aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. … Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!“ (idea)