Das ist natürlich immer problematisch, über die Jahrhunderte hinweg historische Parallelen herauszuarbeiten. Erst einmal muss festgestellt werden, dass das Römische Reich mit seiner über 500jährigen Dauer ein erstaunlich langes Leben geführt hat, obwohl die politische Prinzipatsverfassung höchst instabil war und nie ihren provisorischen Entstehungscharakter verloren hat – und außerdem die Weite des Reiches bei den damaligen Verkehrsverhältnissen selbst in seinen besten Jahren viel zu umfassend war, um der Gefahr des „overstretching“ zu entgehen. Die interessante Frage lautet wohl: Wieso hat das römische Weltreich überhaupt so lange existieren können? Und da könnte sich gerade die Integrationsfreudigkeit… der Römer (Romanisierung der Provinzen) als Grund erweisen. Die Völkerwanderung ist nicht mit den jetzigen Flüchtlingsströmen vergleichbar. Der Hunnensturm setzte damals ganz andere Massen in Bewegung, die hochgerüstet die Grenzen des Reiches überschritten. Außerdem ist die Bedrohung des „Kulturlandes“ durch herumwandernde nomadisierende „Barbaren“ ein stets wiederkehrendes Vorkommnis in der Geschichte. Und diese „Barbaren“ haben immer wieder das Kulturland erobert und dort Reiche begründet, wobei sie dann selbst von der militärisch unterworfenen Bevölkerung kulturell aufgesaugt wurden. So manche chinesische Dynastie beginnt als „barbarische“ Eroberung, die dann selbst im Chinesentum aufgeht.
Und hier findet sich der FAZ-Artikel vom 22.01.2015 zum Thema: http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/untergang-des-roemischen-reichs-das-ende-der-alten-ordnung-14024912.html